Das Graue Tuch

„DAS GRAUE TUCH“ ist eine Fulldome-Show und ein Live-Musiktheater, produziert von der Jena Fulldome Festival Foundation, mit Studierenden der Bauhaus-Universität Weimar (Immersive Media) sowie Künstlerteams aus Jena, Berlin, Wiesbaden, Heggelbach, Hamburg und Los Angeles.

Das Stück basiert auf Paul Scheerbarts 1914 erschienen Roman

Das graue Tuch und zehn Prozent Weiß: Ein Damenroman

Die nächsten Shows

15. Mai 2025 THE GRAY CLOTH English Language performance, FullDome Festival at the Jena Planetarium

18. Mai 2025 DAS GRAUE TUCH In deutscher Sprache. FullDome Festival im Jenaer Planetarium

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Das Graue Tuch

Der unscheinbare Titel täuscht. Das immersive Musiktheater DFAS GRAUE TUCH ist eine farbenfrohe 360°-Fulldome-Show mit Live-Schauspiel und Orchester. Die Uraufführung im Jenaer Planetarium am 18. Juli 2024 wurde live in die ganze Welt gestreamt.


Das Stück basiert auf dem 1914 veröffentlichten Roman „Das Graue Tuch und zehn Prozent Weiß“ des deutschen Dichters Paul Scheerbart. Die Handlung spielt in einer fiktiven Zukunft, die unsere Gegenwart sein könnte. Das Stück mit seinen gelegentlich abstrus wirkenden Abenteuern wird von der Jena Fulldome Festival Foundation zusammen mit Studierenden der Bauhaus-Uni Weimar (Immersive Media) sowie Künstlerteams aus Jena, Berlin, Wiesbaden, Heggelbach, Hamburg und Los Angeles produziert.
Mit der englischsprachigen Theaterperformance THE GRAY CLOTH wurde die Konferenz der International Planetarium Society (IPS) in Jena am 18. Juli eröffnet. Die deutsche Premiere von „Das Graue Tuch“ folgte drei Tage später.

Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) hielt die Werke von Paul Scheerbart (1863-1915) für so bahnbrechend, dass es „The Gray Cloth - Paul Scheerbart's Novel on Glass Architecture“ auf Englisch veröffentlichte.

Was erleben die Gäste während der planetarischen Vorstellung? Sie werden in einem luxuriösen Luftschiff um die Welt geführt und begleiten Edgar Krug, einen berühmten Glasarchitekten, und seine Frau Clara, die auf ihrer Hochzeitsreise Orgel spielt. Was in konventionellen Geschichten als Happy End gilt – die Hochzeit – findet bereits im ersten Kapitel vom „Grauen Tuch“ statt. Die nachfolgenden Episoden sind nicht weniger fantastisch.

Obwohl die Geschichte weit in das Reich des Imaginären vorstößt, erspart sie uns die Darstellung einer abgeschlossenen  Utopie. Stattdessen werden wir von Baustelle zu Baustelle geführt, überall wird geplant und gearbeitet, selten ist etwas fertig, vieles funktioniert nicht, und wir sehen weniger Edgar Krugs Gebäude als sein Bauen. Zwiscehndurch wird auffällig viel gefeiert und getanzt.

Mit Stationen in Chicago, Borneo, der Antarktis, Japan, Indien, den Churiya-Muriya-Inseln, Sardinien, der Lüneburger Heide und dem Mont Blanc bietet die Projektleitertour und Hochzeitsreise rund um die Welt reichlich Zündstoff für ästhetische Kontroversen und zwischenmenschliche Verwirrungen.

Dass die Oberbekleidung der Frauen sich auf graues Tuch mit maximal 10% Weiß beschränken soll, um einen vorteilhaften Kontrast zu den bunten Glaswänden Edgar Krugs zu bilden, wird als programmatische Kern einerseits behauptet, aber gleichzeitig ironisiert.

 

Erstens ist Scheerbarts Architekt Edgar Krug davon überzeugt, dass es keinen Ort auf der Welt gibt, der mit farbenfroh verzierter Glasarchitektur nicht verschönert werden könnte. Zweitens argumentiert er, dass die ästhetische Wirkung der farbenfrohen Glasarchitektur durch nichts besser betont werden kann als durch ein kontrastierendes graues Kostüm mit zehn Prozent Weißanteil.

Unter dieser Prämisse und wenn man von lästigen erotischen Kleinigkeiten absieht, ist Edgar Krugs Heirat mit der Organistin Clara – sie war ihm erst kurz zuvor auf einer Kunstausstellung in Chicago vorgestellt worden – nur noch eine Formalität, da Clara sich bereit erklärt, in Zukunft nur noch graue Kleidung mit zehn Prozent Weiß zu tragen. Zwischen ihrem Kennenlernen, der Unterzeichnung des Ehevertrags beim Abendessen und dem Abflug im Luxusluftschiff zu ihrer Hochzeitsreise vergehen kaum zwei Stunden.

DAS GRAUE TUCH – EIN DAMENROMAN?

Wir lernen auch die Antagonisten kennen, die sich gegen Edgar Krugs Kostümdiktat auflehnen. Es sind Claras Freundin Amanda Schmidt und die japanische Marquise Fi-Boh mit ihrem Gefolge, die in aufreizend bunten Seidenkleidern eine kleine Rebellion anzetteln. Dass sich diese von künstlerischen Debatten beherrschte Welt um die Ästhetik der Glasarchitektur auf der einen Seite und die Ästhetik des Kostüms auf der anderen dreht, ist das eine. Dass es in dieser Welt keine nationalstaatlichen Konflikte, keine Grenzkontrollen und kein Militär gibt, weil die globalisierte Erdgesellschaft diese uralten Maßnahmen längst nicht mehr braucht, ist eine andere. Dieser Aspekt des Stückes wirkt seltsam normal. Der ebenso eigenständige wie eigensinnige Scheerbart entzieht sich sowohl der utopischen als auch der dystopischen Schublade.

*Szene aus Kapitel 7, Lichtparty in Nordindien

Diese Parallelwelt unterscheidet sich deutlich von der unsrigen, wirkt aber in ihrer Modernität in vielerlei Hinsicht vertraut. Wir erleben eine Light-Party in einem nordindischen Tierpark, die an das Burning Man Festival erinnert. Wir hören Clara auf der Zehn-Turm-Orgel Zukunftsmusik spielen. Wir werden Zeuge von geschwätzigen Telegram-Chats von Freundin zu Freundin und wir erleben den Starkult um einen weltweit gefeierten Architekten. Die Handlung ist gespickt mit leuchtenden Farben und greller Komik, Ironie und Innovation. Es ist eigentlich unmöglich, einen Roman, der so reich an Kapriolen ist, mit herkömmlichen Mittel zu inszenieren. Es sei denn, man bedient sich hybrider Darstellungsformen aus digitaler 360° Projektion, literarischem Hörspiel und Allround-Performance im Fulldome-Planetarium.

Toll, dass es endlich soweit ist!

So wie Karl May auf die Verfilmung mit Pierre Brice und Lex Barker warten musste, um seine Werke so populär wie möglich zu machen, musste Scheerbart auf die Inszenierung im Fulldome-Theater warten.

Wer das zarte Wachstum dieses Genres verfolgt hat, dem mag aufgefallen sein, dass es im Jenaer Planetarium bereits zwei Scheerbart-Premieren im Fulldome-Format gab: Kometentanz (2014) und Ich liebe Dich! (2016).

Es ist nicht so, dass der visionäre Wert von Scheerbarts Schatzkiste nicht schon früher bemerkt worden wäre. Die frühen Weimarer Bauhaus-Lehrer, allen voran Walter Gropius, waren bekennende Scheerbartianer.

Populär war Scheerbart nie, aber sein Einfluss auf Künstler, Architekten und die Debatten der Avantgarde des 20. Jahrhunderts ist nicht zu überschätzen. Scheerbart hat einen kleinen, aber stabilen, inzwischen internationalen Kreis von Fans, die von seinen Gedanken nachhaltig inspiriert oder zumindest verblüfft sind. Übersetzungen liegen auf Italienisch, Türkisch, Spanisch, Französisch, Japanisch und Englisch vor. Die Scheerbart-Rezeption in den USA hat durch zahlreiche neue Übersetzungen Fahrt aufgenommen, wozu das Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit der Veröffentlichung von „The Grey Cloth“ einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet hat. In der Einleitung von John A. Stuart heißt es: „Jede Architektur muss in gewisser Weise vorgestellt werden, bevor sie gebaut werden kann.“

Bei der Kunst des Sich-Vorstellens ist Scheerbart ganz in seinem Element.

Lesen Sie die englischsprachige Theaterbroschüre hier:

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Credits/Abspann

Immersive Music Theatre Live:
THE GRAY CLOTH / DAS GRAUE TUCH
Based o n Paul Scheerbart's Novel
Das Graue Tuch und zehn Prozent Weiss. Ein Damenroman.
München / Berlin 1914.
Produced in English and Deutsch by Fulldome Festival Foundation, Jena 2024


Chapter 1. Chicago Glass Palace and Marriage Contract
360-Design & animation: Sergey Prokofyev
Original soundtrack: Jojo Büld
Actors: Lucie Schöne, Chriseldis Langbein, Florian Tepelmann, Amadeus Krämer, Walter Seyfart
Art exhibits: Natalia Gay Pintado, Xenia Günther
Director Chapter 1: Sergey Prokofyev


Chapter 2. Airship Travel from Chicago to Borneo
360-Airship design & animation: Mohammad Jaradat
Airship sketch & modeling: Kai Ting Chang
Original soundtrack: Aurélien Bello
Director Chapter 2: Mohammad Jaradat


Chapter 3 . Kinibalo Bath o n Borneo Island
360-Design & animation: Chiara-Sophia Cammarota
Live music: Jojo Büld
Actors: Chriseldis Langbein, Florian Tepelmann, Walter
Seyfart
Director Chapter 3: Chiara-Sophia Cammarota


Airship travel from Borneo to Antarctica
Original soundtrack: Aurélien Bello


Chapter 4. Painters colony in the Antarctic
360-Design & animation: Claire Dorweiler
Costume asset curation: Ece Sungur
Actors: Chriseldis Langbein, Florian Tepelmann, Walter
Seyfart Soundtrack: Klaas Jan van der Ploeg - „Shruti Box"
freesound.org/s/513742
Keith W . Blackwell - „Harmonium and Guitar"
freesound.org/s/173173
ZHRO - „String Quartet" freesound.org/s/541023
The Flague String Variations „Than van Nispen: Stringquartet
2 Layers* freesound.org/s/44844
Director Chapter 4: Claire Dorweiler


Chapter 5. The Cosmic Postilions - Star Theater on Celebes
Island
360-Design & animation: Sergey Prokofyev
Dance of the Comets original animation: Claire Dorweiler,
Melisa Palacio Lopez, Laura Anzola
Dance of the Comets original soundtrack: Rodrigo Diaz
Director Chapter 5: Sergey Prokofyev


Chapter 6. From Japan to India
360-Design & animation: Mohammad Jaradat
Live music: Jojo Büld
Actors: Christel Schöne, Chriseldis Langbein, Florian
Tepelmann, Walter Seyfart
Director Chapter 6: Mohammad Jaradat


Chapter 7. Clara plays the Tentower Organ - North India
Lightparty
360-Design & animation: Briam Rolón
Original soundtrack: Jojo Büld
Live percussion: Adalbert Böhm, Haotian Sun, Felix Graser,
coordinated by Alejandro Coello Calvo, Franz Liszt Music
University Weimar
Actors: Christel Schöne, Lucie Schöne, Chriseldis Langbein,
Amadeus Krämer, Liese Endler
Dancers & Costumes: Modetheater Gnadenlos Schick
Director Chapter 7: Briam Rolón


Chapter 8. Ceylon - International Society for Atmospheric
Research
360-Design & animation: Lan Nguyen
Construction site plans: Phan Huy Cuong
Original soundtrack: Aurélien Bello
Director Chapter 8: Lan Nguyen


Chapter 9. Aral Sea - Experimental Station for Maritime
Architecture
360-Design & animation: Natasha Yiu Lok Man
Kazakhstan original footage: Natasha Yiu Lok M a n
Sound Design - Maria Boua
Director Chapter 9: Natasha Yiu Lok Man


Airship travel from Aral Sea to Churiya-Muriya Islands
Live music: Jojo Büld
Director: Haoxing Li
Chapter 10. Mr. Li-Tung on the Khuriya-Muriya-Islands (1)
360-Design & ballet animation: Luka"s Friedland
Sound design: Luka®s Friedland
Director Chapter 10: Luka°s Friedland


Chapter 11. Mr. Li-Tung on the Khuriya-Muriya-Islands (2)
360-Design & kinetic glass architecture animation:
Peechana Chayochaichana
Soundtrack: Justify The Lie by Darren-Curtis |
soundcloud.com/desperate-measurez
Music promoted by www.free-stock-music.com
Creative Commons / Attribution 3.0 Unported License
(CC BY 3.0)
creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en_US
Director Chapter 11: Peechana Chayochaichana


Airship travel from Churiya-Muriya Islands to Sardinia
Director: Xenia Günther


Chapter 12. Sardinia - Orchid Palace and Glass Flower
Comets
360-Design & animation: Johann Karl Jasper Joesten
Original glass dream soundtrack: Aurélien Bello
Director Chapter 12: Johann Karl Jasper Joesten
Airship travel from Sardinia to Lueneburg Heath
Director: Parisa Salimi


Chapter 13. Mont Blanc light towers - End of a Marriage
Contract
360-Design & animation: Haoxing Li
Light tower plans: Maria Susanne Malkow
Live music: Jojo Büld
Actors: Lucie Schöne, Chriseldis Langbein, Florian
Tepelmann, Amadeus Krämer, Walter Seyfart
Director Chapter 13: Haoxing Li


360-Airship design, modeling & animation:
Exterior & interior design, around the world:
Kai Ting Chang & Mohammad Jaradat
Airship Light & Color Signal Language
360-Design & animation: Kevin Blackistone


Original ambisonic composition: Kevin Blackistone
Plans by Juyoun Oh


Transition Animations
360-Design: Thao Uyen Nguyenová
Gray Cloth Greenscreen Tech-Team
a t B a u h a u s - O n i v e r s i t a t M e d i a P o i n t
Mohammad Jaradat, Lola Heyse, Chiara-Sophia Camarota,
Haoxing Li; Kai Ting Chang, Peechana Chayochaichana,
Briam Rolón, Johann Karl Jasper Joesten, Lan Nguyen, Liese
Endler, Chroma Key D.P. Kevin Blackistone, Equipment
director Jean-Claude Schwab
Gray Cloth Acting-Team / Modetheater Gnadenlos Schick
Marquise Fi-Boh - Christel Schöne
Clara - Chriseldis Langbein
Walter Löwe - Amadeus Krämer
Amanda Schmidt - Lucie Schöne
Japanese Dancers - Elena Sophie Junk Rausch , Nele Heise,
Ivana Buhl, Lilia Kurz, Rebecca Heintz, Laleh Anbari
Edgar Krug - Florian Tepelmann / Walter Seyfart
Acting director: Lola Heyse


THE GRAY CLOTH Narration, all chapters,
English voice: Kate McKallum
DAS GRAUE TUCH Narration, alle Kapitel
Deutsche Stimme: Katja Eberhardt
Bauhaus-Universitaet Weimar Teaching Team
Immersive Media Class Towards the Immersive
Gesamtkunstwerk. 2023/24:
Mohammad Jaradat, Liese Endler, Kate Ledina, Prof. Micky Remann


Music director, live musician and original composition:
Jojo Büld


Original Glass instrument composition: Aurélien Bello


Costume design: Modetheater Gnadenlos Schick
DAS GRAUE TUCH & Paul Scheerbart Conception
Te a m
Micky Remann, Liese Endler, Kate Ledina, Mohammad
Jaradat, Claire Dorweiler, Musia Heike Bus


Direction assistance: Lola Heyse


Photo & Video documentation: Haoxing Li, Xingyu
Zheng, Peechana Chayochaichana,


T H E G R AY C L O T H
Immersive overview & direction: Micky Remann
THE GRAY CLOTH team says thank you, thank you thank
you!
for support and sponsorship by:
•Kulturstiftung des Freistaats Thüringen
•Toskanaworld A G
•Zeiss-Planetarium Jena, Sternevent G m b H
•Institut für Aqua Wellness Musia Heike Bus
•International Planetarium Society, IPS 2024 United under
the Sky
•Robert Metzner and everyone from the Jena Planetarium
T e a m
• B a u h a u s - O n i v e r s i t a t W e i m a r
Big thank you to all who stabilized the production team
with their kindness & trust, patience & love
Special thanks and apologies to everyone we unwillingly
forget to credit
Of course we thank Paul Scheerbart and Bruno Taut for
building the world of the GRAY CLOTH first in their
creative minds, then in our minds too.
The „credit-dome" is modeled after the real Scheerbart /
'Taut's Glass Pavilion of 1914.
360-design, modeling and animation: Sergey Prokofyev
The prismatic dome structure oft he Glass Pavilion was a
landmark at the Cologne Deutscher Werkbund Exhibition
in 1914. The brightly colored glass pavilion was popular
with the visitors but had to be dismantled with the
outbreak o f World War I.
The Taut / Scheerbart Glass Pavilion lives o n as an icon of
avantgarde architecture and as a reminder of a world that
could have been.